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Von Abtreibungen und Selbstbestimmung

Aktualisiert: 29. Jan. 2022

Wieso es eigentlich schon überflüssig ist, dass wir den Paragraf 219a streichen.

 

Endlich ist es so weit: Der Paragraf 219a soll nun unter der Ampel-Regierung abgeschafft werden. Das schon im Koalitionsvertrag geregelte Abkommen bestätigte nochmals der Bundesjustizminister Marco Buschmann von der FDP das Vorhaben. Dieser Paragraf besagt, dass ÄrztInnen nicht auf ihren Internetseiten darüber informieren dürfen, dass sie eine Abtreibung durchführen und welche Methoden sie dabei anwenden. Noch ist kein genauer Termin gesagt worden, doch die ersten Gesetzesentwurfe stehen und es wird mit einem Entfall im Frühjahr oder Sommer gerechnet. Diese erfreuliche Nachricht wird in den sozialen Medien von den meisten positiv gesehen. Feministen sagen, dass dadurch die Selbstbestimmung der Frau vorangetrieben wird. Es war aber auch schon echt Zeit, dass dieser Paragraf aus unserem Strafgesetzbuch verschwindet. Schließlich rückt sie Selbstbestimmung von Frauen immer weiter im Vordergrund wie generell der Feminismus. Aber ist es wirklich schon fast zu spät, dass dieser Artikel wegkommt. Oder ist Deutschland nun voll im Gleichbestimmungs- und Feministentrend?

 

Erst einmal ist es wichtig, den geschichtlichen Hintergrund von diesem zwielichtigen Gesetz zu erfahren, um zu verstehen, wie problematisch das Gesetz denn nun wirklich ist.

Dafür müssen wir in das Jahr 1933 zurückreisen. Durch das Ermächtigungsgesetz und damit das Ende des Rechtsstaates konnte die NSDAP erst das Gesetz am 26.05.1933 in das Strafgesetzbuch aufnehmen. Argumentiert wurde diese Entscheidung für die Erkenntnis der Wichtigkeit des Nachwuchses. Schon damals wussten die Nazis, dass sie einmal viele junge Soldaten brauchen. Und damit wollten sie die Ärzte einschränken und ihnen zeigen, dass sie die vollkommende Macht haben. Somit ist Paragraf ein Zeugnis der Nazis. Dadurch kann man auch nicht verwundert sein, dass die CDU/CSU sich so sehr dagegen

gesträubt hat, diesen Paragrafen zu streichen. So sagt die Abgeordnete Mechthild Heil, dass es gar kein Informationsmangel über Schwangerschaftsabbrüche hier in Deutschland gibt und dass Ärzte lediglich nicht dafür werben dürfen. Doch für die vernünftigen Menschen sind Informationen und Werbung ein großer Unterschied, der hier natürlich von den Moralapostel Christen nicht gesehen werden wird. Wir sollten froh sein, dass sie nicht noch mit Sünde und Ablassbriefen ankommen. Mechthild Heil hat zudem die Befürchtung, dass die Abtreibungszahlen in eine unermessliche Höhe schnellen wie zurzeit die Coronazahlen.




Doch hat die Christin recht? Werden sich mehr Frauen nur durch Informationen mehr zu Abtreibungen entscheiden?

Laut dem statistischen Bundesamt sind die Zahlen der Abtreibungen so niedrig wie noch nie. So wurden im Jahr 2019 etwa 100.900 Abbrüche durchgeführt, 2020 sogar nur 99.948. Im Jahr 1998 waren es noch 131.800. Man sieht also ganz klar, dass die Zahlen sinken und die Wahrscheinlichkeit, dass diese es auch weiter tun, schätze ich als sehr hoch ein. Denn dies ist ein schwerer Eingriff. Nicht nur für den Körper, sondern auch für die Psyche. Jede Abtreibung ist schwer und emotional. Jedoch ist dies die freie Entscheidung der Frau. Wenn sie weiß, dass sie sich nicht um das Kind kümmern kann und sie die Chance hat, es hier unter medizinischer und steriler Aufsicht den Zellhaufen entfernen zu lassen, dann darf sie es auch. Ein Informationsverbot hindert dabei nur. Und je mehr die Schwangerschaftsabbrüche verboten sind in einem Land, desto mehr Frauen machen das im Privaten. Und das bringt Folgen mit sich. Neben Kleiderbügel und chemischen Substanzen wird auch gerne Gewalt genutzt, um eine Fehlgeburt einzuleiten. Die Risiken sind unzählbar. Sie reichen von inneren Blutungen und Vergiftungen bis hin zum Tod der Mutter. Dies sollt natürlich nicht in einem Rechtsstaat wie in Deutschland passieren, tut es aber. Es gibt jährlich Fälle, wo Frauen aus purer Verzweiflung versucht haben, selbst abzutreiben. Häufig auch schon nach der zwölften Woche, wo eine Abtreibung in Deutschland nicht mehr als straffrei gilt. Der Grund dafür war häufig, dass die Frauen einfach keine Ärztin gefunden haben, die ihr weiterhelfen kann. Wie denn auch, ohne Information. Also würde durch die Aufhebung des Informationsverbots die Zahlen von Selbstabtreibungen senken, vielleicht gibt es ja dann keine mehr.

 

Feministen sind sich sicher, dass das Ende des Paragraf 219a ein Schritt in die richtige Richtung ist. Doch viele sind sehr skeptisch und Berufen sich ja immer auf die Ethikfrage. Also, wie ethisch ist eine Entscheidung für eine Abtreibung?

Nun ja, das muss natürlich jeder selbst für sich entscheiden. Doch wenn eine Frau abtreibt, gefährdet sie niemanden. Für sich selbst ist es eine Befreiung. Sie bleibt unabhängig, kann über ihren eigenen Körper und ihre Zukunft entscheiden. Gerade wenn eine Vergewaltigung oder sexuelle Gewalt in der Beziehung der Grund für die Schwangerschaft ist, gibt es nichts beklemmendes, als sein ganzes Leben daran erinnert zu werden. Natürlich kann das Kind dafür nichts, aber zu einer Schwangerschaft gehören immer zwei. Und wenn der Mann nun so ein Schwein ist und seinen Schwanz nicht in der Hose lassen kann, soll das Kind diesen schwerwiegenden du nicht wiedergutmachenden Fehler ausbaden. Und selbst wenn die Frau eine glückliche Beziehung führt, ist es einfach nur ethische, wenn sie abtreibt aus finanzieller Sicht oder einfach, weil sie nicht Schwanger werden will. Natürlich sagt der Staat immer, dass es an den Finanzen nicht scheitern soll, aber die Realität sieht ja dann doch ganz anders aus. Kein Kind möchte in Berlin-Neukölln aufwachsen und jeden Morgen erstmal an der Prostitutionsstraße und durch den Park mit Herointoten durchlaufen, nur weil es zur Schule will. Und wer will schon eine unglückliche Mutter, die extra für einen das Mathestudium abgebrochen hat und nun für 450 Euro beim Edeka jobbt. Natürlich findet die Mutter sich irgendwann damit ab, aber sie wird sich immer fragen, ob sie ohne das Kind und mit Studium glücklicher wäre. Hört sich hart an, aber so ist die Realität. Menschen denken viel öfter darüber nach, was sein könnte und nicht was ist. Somit sollte jede Frau für sich entscheiden, was sie in ihrem Leben will und nicht, was das Umfeld von ihr verlangt.



So argumentieren auch Feministen. Laut ihnen ist es mega wichtig, dass Frauen sich immer wieder selbst bestimmen und nicht immer auf ihr Umfeld hören. Schließlich leben wir nicht mehr im Jahr 1960, wo man noch Fräulein genannt werden muss, nur weil man sich nicht an einen Mann bindet. Generell wird Feminismus immer mit der Abtreibung in Zusammenhang gebracht.

Aber nicht immer im positiven Sinne. Denn es gibt auch sogenannte Feministen, die voll und ganz gegen die Abtreibung sind. Sie sind auch keine Feministen, nur sie wollen sich schönreden. Endprodukte sind Internetseiten wie babycaust.de oder alfa.eV.de. Hier gibt es sehr viele Falschinformationen über Abtreibungsmethoden oder auch über die Gesetze. So heißt es auf babycaust.de, dass die Gehirne des Embryos absaugt wird oder dass man in Deutschland bis kurz vor der Geburt abtreiben kann. Das erste ist mehr als nur ausgedacht, und dass zweite stimmt nur bedingt. Es ist straffrei nach der zwölften Woche abzutreiben, wenn der Embryo eh nicht überlebensfähig ist oder die Mutter durch die Geburt sterben kann, sonst nicht. Zudem gibt es dort eine Liste auf der Internetseite, wo Ärztinnen stehen das Abtreiben oder zu sogenannten Tötungsorganisationen aka Pro Familie gehören. Ja, Abtreibungsgegner dürfen Ärztinnen an den Pranger stellen und schreiben, dass sie Abtreibungen durchführen, doch die Ärztin selbst nicht? Dann ist es verboten? Das meinte also Mechthild Heil von der CDU/CSU mit ihren Informationen. Kein Wunder. Denn auf diesen Seiten wird natürlich auch Corona mehr als nur kritisch gesehen und eine Impfpflicht wird uns sowieso alle töten. Durch den Piecks sollen auch Frauen unfruchtbar gemacht werden und jetzige geimpfte Kinder werden mit 20 die Zähne und Augen ausfallen.

Doch das schlimmste in meinen Augen ist die unscheinbare Verharmlosung auf dieser Seite mit dem Holocaust. Deswegen auch der Name. Dieses abscheuliche Verbrechen, wo 6.000.000 Juden ermordet wurden, wo in der Wannseekonferenz alles nochmals penibel geplant wurde, wo Menschen die Würde genommen und Leid zugefügt wurde, damit vergleichen die Abtreibungsgegner eine Abtreibung, wo ein Zellhaufen entfernt wird. Bei diesem Gedanken kann einen nur schlecht werden. Auch wird die Euthanasie im Zusammenhang mit einer Abtreibung gerne in Zusammenhang gebracht. Nach der zwölften Woche darf man in Deutschland abtreiben, wenn das Kind eine Krankheit hat oder behindert ist. Die Abtreibungsgegner vergleichen dies mit der Ermordung an Kranke im dritten Reich. Dieser Vergleich zeigt, wie verschroben die Welt dieser Menschen ist. Alleine schon der erste Satz auf dieser Seite gehört verboten. Laut ihnen leben wir hier in Deutschland in einer demokratischen Diktatur. Natürlich verwundert es auch nicht, dass auf Babycaust.de auch Corona verleugnet oder verharmlost wird. Diese Seite ist damit einfach nur bedrohlich und sollte sofort gelöscht werden. Wer den Holocaust mit einer Abtreibung vergleicht, gehört eingesperrt.


Eine andere Seite im Internet sollte hingegen auf keinen Fall gelöscht werden: www.wegmit218.de! Diese feministische Seite fordert nicht nur die Streichung von Paragraf 219a, sondern auch von 218. In diesem heißt es, dass ein Schwangerschaftsabbruch nur unter bedingten Voraussetzungen straffrei ist. Trotzdem ist ein Abbruch illegal. Die Argumente gegen 218 sind, dass er dem Grundgesetz widerspricht und ein reines Symbol für Unterdrückung ist. Zudem wurde dieser Paragraf schon im Jahr 1871 im Kaiserreich verabschiedet. Also soll ein Gesetz über das Leben einer Frau entscheiden, obwohl es zu der Zeit keine Autos und das Internet gab. Das ist schon fast lustig, da Frauen 1871 natürlich auch keine Rechte hatten, aber Männer wollen wieder über sie bestimmen. Also ist es auch an der höchsten Zeit, nicht nur Paragraf 219a zu streichen, sondern auch 218. Frauen haben ein Recht auf ihre sexuelle Selbstbestimmung. Ein Staat darf keinen Gebärzwang fordern, wenn die Frau es nicht will.

 

Also ja, es ist schon fast zu spät, dass der Paragraf 219a wegkommt. Und 218 sollte man auch direkt

wegschmeißen. Beide Paragrafen schränken Frauen nur

ein und sie wurden von Männern verabschiedet, denen die Rechte an Frauen egal ist. So muss auch 218 fliegen, wenn Annalena Baerbock eine feministische Außenpolitik betreiben möchte, aber im eigenen Land Frauen systematisch unterdrückt werden.

Deutschland geht nicht mit dem Trend mit. Zwar ist der Feminismus mittlerweile so präsent wie noch nie, aber unsere Nachbarländer wie Polen gehen in der Zeit zurück. Hier ist die Abtreibung komplett verboten. Und auch andere Länder sind sehr streng was das Thema angeht. So sollte Deutschland einen Fortschritt machen und versuchen, alle anderen Länder mitzuziehen. Für eine feministische Welt!




 

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