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  • Deutschkurs AHR13

Digital demente bauen den BER auch nicht mehr

Aktualisiert: 1. Feb. 2020


Wenn die kommende Generation immer weiter gedankliche Leistungen abbaut, werden wir in Zukunft wohl wieder Höhlen beziehen müssen, denn eine Nation, die nicht mal mehr Flughäfen fertigstellen kann, wird auch bald das Häuserbauen verlernen.

Ein Kommentar von Marcel Tiedemann


Wir kennen das alle: mit aller Mühe haben wir uns zur Schreibtischarbeit durchgerungen und sind nun voller (erzwungenem) Tatendrang und haben eben das Buch aufgeschlagen und die ersten Zeilen gelesen. Bzzzzzz. Ich muss weiterlesen. Bzzzzzz. Oh, ich haaabe Freunde! Und wieder bin ich abgelenkt und kann mich kaum darauf konzentrieren, was ich eigentlich machen sollte.

Studien der Uni Münster haben ergeben, dass wir mindestens zehn Minuten benötigen, um uns überhaupt auf eine Sache konzentrieren zu können. Erst danach können wir effizient arbeiten. Wollen wir uns Dinge merken, an ihnen weiter arbeiten oder gar eigenes erschaffen, dann haben wir in dem Beispiel von eben keine Chance etwas wirklich Sinnvolles zu erschaffen. Wollen Sie etwa, dass ich die Klausur Ihres Kindes mit ständiger Handyablenkung korrigiere?

Und dabei kann man noch nicht mal den Kindern oder den Eltern - den Usern - die Schuld geben, obwohl es natürlich für unsere gestressten Helikopter-Eltern immer wieder gut ist, wenn sie ihre Kinder vor dem Tablet parken können. Denn wie Sarah Spiekermann sehr schön zusammenfasst, ist es die gezielte Süchtigmachung der Industrie, die dazu führt, dass wir immer mehr unser Handy angucken wollen - auch ich gerade, während ich das hier schreibe habe mindestens zweimal auf mein Handy geschaut, nur beim letzten Satz. Jeder, der in Biologie ein wenig aufgepasst hat, muss sich daran erinnern welche Glückshormone ausgeschüttet werden, wenn man das macht, was man gerne macht. Und anscheinend ist es sehr motivierend, wenn wir in Candy Crush Punkte bekommen, wenn die nächste Nachricht aufblinkt, wenn alles, was wir gepostet haben auch mindestens einen Like bekommt oder die Punkte bei erledigten Hausaufgaben sprudeln (das hofft der Autor zumindest). Und dann schauen wir noch mal, ob ein zweiter da ist. Dann noch mal, ob ein dritter da ist und immer so weiter. Dopamin pur!


Die Hersteller der Angebote und Endgeräte machen alles dafür, dass wir nicht aufhören, unsere Aufmerksamkeit auf Ihre Produkte zu lenken. Sie bauen LEDs in die Bildschirme ein, damit wir das Gerät einschalten, auch wenn es lautlos ist. Sie verkaufen uns Uhren und - bald wieder - Brillen, dass wir die Handys nicht mal mehr einschalten müssen. Amazon gibt seit einiger Zeit Rabatt auf die digitalen Bücher, wenn man sich dafür bildschirmfüllende Werbung anzeigen lässt, sobald man das Gerät in den Standbymodus schaltet. Mehr Win-Win für die Firma geht nicht: erst verkaufen sie mir ein Gerät (Werbung hat funktioniert), dann schalten sie darauf wieder Werbung (die wird bestimmt so persönlich sein, dass sie auch funktioniert). Gewinnmaximierung garantiert!


Wer also Lust auf Social Media oder die schönen neuen Handys seiner Lieblingsmarke hat, ist verloren, wird süchtig und huldigt den neuen Göttern. Wer also beruflich auf die Geräte und die digitale Vernetzung angewiesen ist, wird wie wir alle auch immer mal wieder das Vibrieren des Handys in der Hosentasche spüren - obwohl es auf dem Tisch liegt.


Was können wir also für uns, unsere Kinder und unsere Freunde tun? Nichts. Sarah Spiekermann hat eine einfache, aber effiziente Idee: Man müsste die Konzerne wie Facebook oder auch seinen E-Mailanbieter dazu bringen, statt pausenlos die Hoffnung auf neue Likes und Mails und WhatsApp-Nachrichten und Postings von Fremden zu wecken, nur noch zwei oder drei Mal pro Tag Informationen zu übermitteln. Das ist schwierig, aber auch nur ein Mal pro Stunde wäre schon eine Wohltat. Da die digitalen Großkonzerne sich auf so etwas niemals einlassen würden, sind wir also mal wieder auf uns selbst angewiesen. Wir müssen in den kalten Entzug und ein digital Detox wagen: einfach mal ab und an den Flugmodus einschalten.

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