Mehrwegtraum oder Designdrama?
- Antonia
- 9. Dez. 2020
- 2 Min. Lesezeit
Ganz gleich ob Tasche, Hemd oder Gürtel: Heutzutage setzen immer mehr Menschen auf große Designer und ihre Marken. Jetzt betrifft der Markenboom auch noch unser Mehrwegsystem. Umweltschädliche Umsetzung oder doch einfallsreiche Öko Idee?

Im Allgemeinen steht das Mehrwegsystem in Deutschland für die Mehrfache Verwendung von Behältern wie beispielsweise das Glas einer Getränkeflasche. Das Prinzip ist im Alltag auch ganz einfach: Der Konsument bringt seinen vorher gekauften Bierkasten, natürlich mit leerem Flascheninhalt, zurück zum Pfandautomaten beim Supermarkt um die Ecke und kassiert dafür Pfand, in Höhe von rund acht Cent pro Flasche. Der Bierkasten, mit den leeren Flaschen, gelangt dann zurück zur Brauerei, wo sie gereinigt und erneut befüllt werden. Dadurch wird sich versprochen, dass eine Bierflasche im Durchschnitt 50-mal diesen Durchgang durchläuft und die Umwelt durch diesen Wunderkreislauf geschont wird. Erkenntlich ist das System für den Verbraucher auch: Logos wie „Mehrweg- Für die Umwelt “ oder dem „Blauen Engel“, helfen den Verbrauchern bei der Wahl von Mehrwegprodukten. Das große Ziel dabei ist es, den Verpackungsmüll zu reduzieren und unter anderem auch zu Standardisieren.
Womit wir beim Thema wären: Die Standardisierung von Bierflaschen. In der Theorie zwar einfach aber in Realität sieht es ganz anders aus. Allein in Deutschland haben wir mehr als 130 verschiedene Typen an Bierflaschen: „Wieso?“ wird sich da jetzt die ein oder andere Person sicherlich fragen. Die Antwort drauf: Immer mehr Brauereien und Mineralbrunnen setzten auf ihr ganz eigenes Design, damit die Verbraucher auch einen Wiedererkennungswert in ihren Flaschen sehen und dazu reicht vielen ein bunt bedrucktes Etikett nicht mehr aus. Stattdessen setzen sie auf geprägte Gasflaschen, um das Konsumerlebnis der Verbraucher zu steigern. Natürlich wird dabei, dass Bier aus der Münchner Brauerei nicht nur am Herstellungsstandort verkauft, sondern wird überregional, deutschlandweit auf dem Markt angeboten. Die Flaschen werden hierzulande, wenn der Konsument das Pfand auch brav wieder zurückbringt, eingesammelt und über mehrere Transportwege hinweg, im besten Falle der Brauerei zurückgegeben. Jedoch beschweren sich immer mehr deutsche Brauereien, dass sie immer weniger Mehrwegkästen und Flaschen zur Verfügung haben, da sie „verloren“ gehen.
Die Folgen sind ersichtlich die verlorenen Mehrwegkästen aus Plastik müssen durch neue ersetzt werden und die Getränkeflaschen aus Glas, müssen ebenfalls erneuert werden. Zwar ist laut einer von dem Umweltbundesamt in Auftrag gegebene Ökobilanz, der Energie- und Ressourcenverbrauch von Mehrwegflaschen geringer als bei Einwegflaschen. Jedoch widersprechen diese Designflaschen doch unserem eigentlichen Mehrwegsystem. Zudem lässt sich durch Mehrwegflaschen, laut einer Studie des Deutsche Umwelthilfe Vereins, bis zu 600km Transportdistanz einsparen, allerdings nur wenn dabei auf Standardmehrwegflaschen gesetzt wird.
Also wieso eine insgesamt umweltschädliche Umsetzung, eines eigentlich ökologisch sinnvollen Systems unterstützen? Schließlich haben diese Designflaschen nichts mit einer einfallsreichen Idee zu tun, sondern vielmehr mit einem Machtkampf, um möglichst viele Konsumenten für sich zu gewinnen. Der Umwelt zur Liebe sollten wir also vor allem die Unternehmen unterstützen, die Wert auf Standardmehrwegflaschen legen und nicht die, die eine gute Idee zunichtemachen.
Quellen:
(1)
https://www.youtube.com/watch?v=mwbHBZ8HB28 (09.12.2020)
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(3)
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/ressourcenschonung/einzelhandel-und-umwelt/mehrweg/nabumehrwegguide.html (09.12.2020)
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